Warnwesten sind essenzielle Sicherheitsausrüstungen, die im Falle von Pannen oder Unfällen für Sichtbarkeit sorgen und somit Leben retten können. Eine aktuelle Untersuchung des ADAC vom 4. Februar 2025 offenbart jedoch erhebliche Mängel bei vielen handelsüblichen Warnwesten: Nur jede vierte der getesteten Westen reflektiert ausreichend Licht.
Ergebnisse der ADAC-Untersuchung
Der ADAC hat 25 Warnwesten hinsichtlich ihrer retroreflektierenden Eigenschaften gemäß der Norm EN ISO 20471 geprüft. Diese Norm legt fest, dass retroreflektierende Materialien einfallendes Licht so zurückwerfen, dass es nahezu direkt zur Lichtquelle reflektiert wird, unabhängig von der Einfallsrichtung. Dies gewährleistet, dass Trägerinnen und Träger bereits aus großer Entfernung, beispielsweise im Scheinwerferlicht eines Fahrzeugs, gut sichtbar sind. Das Ergebnis der Untersuchung ist alarmierend:
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Online-Handel: Von 20 dort erworbenen Warnwesten erfüllten lediglich fünf die Sicherheitsstandards. Besonders negativ fielen Produkte von chinesischen Plattformen wie Aliexpress, Shein oder TEMU auf, bei denen keine der zehn geprüften Westen die Norm erfüllte. Auch bei Amazon wiesen die Hälfte der getesteten Westen unzureichende Reflexionseigenschaften auf.
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Stationärer Handel: Erfreulicherweise bestanden alle fünf im Einzelhandel gekauften Warnwesten die Tests und erfüllten die geforderten Standards.
Besondere Bedenken bei Kinderwarnwesten
Besonders besorgniserregend ist die Situation bei Kinderwarnwesten. Zwei Modelle, die bereits in einer ADAC-Untersuchung im Jahr 2024 durchgefallen waren, erfüllten auch diesmal nicht die Normanforderungen. Teilweise bestand der aufgenähte Reflektorstreifen lediglich aus grauem Kunststoff ohne nennenswerte rückstrahlende Wirkung. Mitunter war sogar ein Hinweis auf die geltende ISO-Norm für Warnwesten eingenäht, obwohl diese Westen die Anforderungen nicht im Ansatz erfüllten.
Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher
Angesichts dieser Ergebnisse rät der ADAC, vorhandene Warnwesten auf ihre Reflexionsfähigkeit zu überprüfen und bei Bedarf auszutauschen. Beim Kauf sollte auf zertifizierte Produkte geachtet werden, die idealerweise ein eingenähtes Label mit dem Hinweis auf die Norm EN ISO 20471 tragen. Zwar ist dies keine Garantie für eine funktionierende Warnweste, jedoch entspricht es in den meisten Fällen der Wahrheit.
Einfacher Selbsttest für zu Hause
Für eine einfache Überprüfung zu Hause empfiehlt der ADAC einen Lichttest mit einer Taschenlampe:
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Vorbereitung: Halten Sie eine Taschenlampe direkt neben Ihr Auge.
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Durchführung: Leuchten Sie aus etwa drei Metern Entfernung auf die Warnweste.
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Beobachtung: Gute Warnwesten reflektieren das Licht strahlend weiß, während mangelhafte Modelle kaum heller als ein Blatt Papier erscheinen.
Forderung nach strengeren Kontrollen
Der ADAC fordert strengere Kontrollen und klare Richtlinien für den Verkauf von Warnwesten, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor mangelhaften Produkten zu schützen. Warnwesten sind unverzichtbare Begleiter bei Pannen und Unfällen, insbesondere bei Dunkelheit. Auch Radfahrende und Schulkinder tragen sie oft in der dunklen Jahreszeit, um ihre Sichtbarkeit im Straßenverkehr zu erhöhen.
Weiterführende Infos zum Thema Warnwesten
Warnwesten sind ein wesentlicher Bestandteil der Sicherheitsausrüstung im Straßenverkehr und unterliegen in Europa spezifischen Normen und Mitführungspflichten.
Normen für Warnwesten:
Die europäische Norm EN ISO 20471:2013 legt die Anforderungen an Warnkleidung fest. Diese Norm ersetzt die frühere EN 471:2003+A1:2007. Warnwesten gemäß dieser Norm müssen fluoreszierendes Material in Gelb, Orange oder Rot-Orange aufweisen und mit umlaufenden, mindestens 5 cm breiten Reflexstreifen ausgestattet sein, um eine 360-Grad-Sichtbarkeit zu gewährleisten.
Mitführ- und Tragepflichten in Europa:
Die Vorschriften zur Mitführung und zum Tragen von Warnwesten variieren innerhalb Europas:
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Deutschland: Es besteht eine Mitführpflicht für mindestens eine Warnweste pro Fahrzeug. Diese muss der Norm EN ISO 20471:2013 entsprechen. Eine Tragepflicht nach einer Panne oder einem Unfall ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, wird jedoch empfohlen.
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Frankreich: Fahrer müssen eine Warnweste mitführen und diese bei einer Panne oder einem Unfall tragen, wenn sie das Fahrzeug verlassen. Die Weste muss der Norm EN 471 entsprechen.
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Österreich: Es ist verpflichtend, eine Warnweste im Fahrzeug mitzuführen. Der Fahrer muss diese anlegen, wenn er das Fahrzeug auf Autobahnen oder Schnellstraßen verlässt. Die Weste sollte der Norm EN 471 entsprechen.
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Schweiz: Es besteht keine gesetzliche Pflicht zum Mitführen einer Warnweste. Dennoch wird empfohlen, eine Weste mitzuführen und bei Bedarf zu tragen, um die eigene Sicherheit zu erhöhen.
Es ist ratsam, sich vor Fahrten ins Ausland über die spezifischen Vorschriften des jeweiligen Landes zu informieren, da die Regelungen variieren können. Das Mitführen und Tragen einer normgerechten Warnweste erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erheblich.